Vom 2. bis 30. Oktober 2024 ist die interaktive Wanderausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ des PETZE-Instituts für Gewaltprävention erstmals in Trier zu sehen.
Das Projekt „Selbstvertretung – von uns für uns!“ der Lebenshilfe Trier bringt die Ausstellung in Kooperation mit Elisabeth Handicap Luxemburg und pro familia Trier ins Kulturspektrum am Domfreihof. Gefördert durch AKTION MENSCH und die Stadt Trier, widmet sich „ECHT MEIN RECHT!“ der Stärkung der sexuellen Selbstbestimmung und dem Schutz vor sexualisierter Gewalt für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten.
Themenschwerpunkte und Zielgruppe
Sexuelle Selbstbestimmung wurde Menschen mit geistiger Behinderungen lange Zeit nicht zugestanden. Auch die Tatsache, dass diese Personengruppe ein erhöhtes Risiko hat, Opfer sexuellen Missbrauchs zu werden, wird erst in den letzten Jahren verstärkt wahrgenommen. Hinzu kommen nach wie vor Vorurteile über die Sexualität von Menschen mit Behinderung. Dabei unterscheidet sich die Sexualität von Menschen mit und ohne Behinderungen nicht grundlegend voneinander.
Die interaktive Mitmach-Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ bietet Erwachsenen und Jugendlichen (ab 16 Jahren) mit geistiger Beeinträchtigung oder Lernschwierigkeiten zahlreiche Möglichkeiten, sich mit ihren Rechten auf Selbstbestimmung, Sexualität und Schutz vor sexualisierter Gewalt auseinanderzusetzen. Sie richtet sich zudem an Fachkräfte und Auszubildende aus dem Bereich Teilhabe für Menschen mit Behinderung, an Angehörige sowie an rechtliche Betreuer*innen. „ECHT MEIN RECHT!“ fördert Empowerment, Alltagskompetenz und eine sensible Gestaltung von Nähe und Distanz.
Eine einzigartige Chance für die Großregion
„Die Ausstellung ist erstmals hier in der Großregion, und ich sehe es als eine einmalige Chance für alle Interessierten, einen vielschichtigen Zugang zum Thema Sexualität und Beeinträchtigung sowie zu den damit verbundenen wichtigen Aspekten der Gewaltprävention zu erhalten,“ erklärt Rebekka Auer, Leiterin des Projekts „Selbstvertretung – von uns für uns!“.
„Wir freuen uns sehr auf die grenzübergreifende Zusammenarbeit und die Begegnungen im Rahmen der Ausstellung. ‚ECHT MEIN RECHT!‘ ist ein hervorragendes Instrument, um sich über Selbstbestimmung und den Schutz vor sexueller Gewalt zu informieren,“ ergänzt Andreas Weist, Sexualpädagoge bei Elisabeth Handicap Luxemburg.
Zum Aufbau der Ausstellung
Die Ausstellung ist räumlich in sechs Stationen gegliedert: In den Bereich Mein Alltag (Freizeit, Wohnen, Arbeit) und die Themenbereiche Gefühle, Liebe, Partnerschaft, Körperwissen und Sexualität sowie Beratung und Hilfe. Dort werden jeweils anhand von beispielhaften Situationen die verbundenen Aspekte von Selbstbestimmung, Sexualität und Prävention thematisiert. Ein vielfältiges Angebot interaktiver Übungen soll den Besucher*innen ermöglichen, sich selbstständig tiefer mit den Themen und möglichen Problemen zu befassen und eigene Vorstellungen dazu kennenzulernen. In allen Teilen der Ausstellung werden zusätzlich Wege aufgezeigt, wo und welche Hilfe und Beratungsangebote gefunden werden können.
Mehr Infos zur Ausstellung gibt es hier.
Anmeldungen, Reservierungen und Führungen
Die Mitmach-Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ findet vom 2. bis zum 30. Oktober im Kulturspektrum, Domfreihof 1b in Trier, statt. Sie ist von Mittwoch bis Freitag zwischen 10:00 und 20:00 Uhr sowie samstags und sonntags von 14:00 bis 18:30 Uhr geöffnet. An Werktagen werden vier und am Wochenende zwei Führungen von inklusiven Tandems – jeweils eine Person mit und eine Person ohne Beeinträchtigung – angeboten. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich.
Eine Übersicht aller noch buchbaren Zeitfenster finden Sie hier (grüne Zeitfenster sind noch frei)
Eine Buchungsanfrage können Sie an wirbewegenwas@lebenshilfe-trier.de senden.
Alternativ ist eine Anmeldung per E-Mail an wirbewegenwas@lebenshilfe-trier.de möglich. Interessierte ab 16 Jahren, einschließlich Gruppen, können sich anmelden.
Es wird empfohlen, die Ausstellung mit nicht mehr als zehn Personen zu besuchen. Abhängig vom Assistenzbedarf sollten Begleitpersonen die Besuchenden unterstützen.
Eröffnungsfeier und Highlights im Rahmenprogramm
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung findet am 2. Oktober um 14:30 Uhr statt. Dana Schmidt, Fortbildungsreferentin des PETZE-Instituts, Elvira Garbes, Bürgermeisterin von Trier, Rebekka Auer, zwei Selbstvertreter*innen sowie Michael Charles von pro familia Trier werden Eröffnungsreden halten. Im Anschluss gibt es einen Sektempfang vom Weingut Linus L. Wagner und Fingerfood von Elisabeth Handicap Luxemburg.
Ein buntes Begleitprogramm
Am 12. Oktober um 17:00 Uhr findet eine Kennenlern-Party für Menschen mit Behinderung statt. Das Event bietet Platz für 20 Teilnehmende, die neue Menschen kennenlernen möchten – sei es freundschaftlich oder mit romantischen Absichten. Anmeldungen erfolgen unter wirbewegenwas@lebenshilfe-trier.de . Das Slow-Dating-Format sorgt für eine entspannte Atmosphäre, unterstützt durch Fachpersonal und Materialien, die die Kommunikation erleichtern.
Zum Abschluss der Ausstellungswochen findet am 25. Oktober eine Podiumsdiskussion zum Thema „Sexuelle Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung fördern“ statt. Diskutiert wird u. a. von Claudia Heltemes, Geschäftsführerin von pro familia Trier, Andreas Weist und einer Expertin in eigener Sache.
Workshops für Fachkräfte
Während der Ausstellungswochen bietet pro familia Trier auf Anfrage Workshops für Fachkräfte im Bereich der Eingliederungshilfe an. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Sexualität und Behinderung. Anfragen können an wirbewegenwas@lebenshilfe-trier.de gerichtet werden.
Über das Projekt „Selbstvertretung – von uns für uns!“
Das durch die Aktion Mensch geförderte Projekt möchte Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen darin unterstützen, für ihre Rechte selbst einzutreten und auch ihre Stimme geltend zu machen! Nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Sie wollen „Selbstvertreter*innen“ werden. Getreu nach dem Motto „Nichts über uns ohne uns!“ sollen sie MITMACHEN, sich EINMISCHEN und MITMISCHEN in der Gesellschaft. Es geht um Empowerment, Partizipation und Inklusion gemäß der UN- Behindertenrechtskonvention. Mehr Infos gibt es hier.
Über Elisabeth Handicap Luxemburg - Yolande asbl
Elisabeth Handicap ist Teil des sozialen Dienstleisters Elisabeth im Großherzogtum Luxemburg. Die Organisation betreut Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung und begleitet sie auf ihrem persönlichen Weg. Die Yolande asbl (gemeinnützige Organisation) ist an zwei Standorten vertreten: dem Institut St Joseph (ISJB) in Betzdorf und dem Haus am Klouschter (HAKM) in Mondorf-les-Bains. Dort bieten wir einen Ort der Entwicklung und zukunftsorientierte, inklusive Wohnformen sowie verschiedene Therapien und Aktivitäten. Neben den Wohngruppen betreiben wir in Betzdorf eine Tagesförderstätte und eine Berufsbildungsstätte. In den insgesamt 24 Wohngruppen leben Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senior*innen mit verschiedenen Beeinträchtigungen. Das ISJB verfügt über 124 Wohnplätze, das HAKM bietet Platz für 64 Bewohner*innen. Mehr Infos unter: www.elisabeth.lu.
Über pro familia Trier
pro familia Trier gehört zum pro familia Landesverband Rheinland-Pfalz. pro familia ist ein konfessionell und parteipolitisch unabhängiger Verband, der sich für selbstbestimmte Sexualität, sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte sowie für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt. pro familia in Rheinland-Pfalz umfasst dreizehn Beratungsstellen bzw. Projekte und eine medizinische Einrichtung. Eine Beratungsstelle befindet sich in Trier: pro familia Trier. Die Mitarbeiter*innen von pro familia informieren und beraten zu folgenden Themen: Familienplanung und Verhütung, Schwangerschaft und Schwangerschaftsabbruch, Sexualpädagogik, Partnerschaftsberatung und Sexualität. Mehr Infos finden Sie hier.
Über die PETZE - Institut für Gewaltprävention gGmbH
Gegründet 1993 begann die Arbeit der PETZE zunächst an Schulen. Seitdem ist das Team kontinuierlich gewachsen und die Zielgruppen und Angebote haben sich stetig erweitert. Das Ziel der Präventionsarbeit der PETZE ist es, Kinder, Jugendliche und Menschen mit Behinderungen zu befähigen, selbstbewusst ihre Grenzen zu kommunizieren. Dafür werden positive, vielfältige und praxisnahe Materialien angeboten. Verantwortlich für ihren Schutz sind die Bezugspersonen in ihrem Umfeld. Die Angebote des PETZE-Instituts qualifizieren Fachkräfte und ermöglichen mehr Handlungssicherheit in der Präventionsarbeit. Die PETZE macht sich stark für die Zusammenarbeit verschiedenster Akteur*innen zur Schaffung verlässlicher Netzwerke und zur festen Verankerung hochwertiger Präventionsarbeit in der Gesellschaft. Mehr Infos gibt es hier.