Mit einem kleinen Festakt wurde Anfang Oktober die Wanderausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ im Trierer Kulturspektrum feierlich eröffnet. Die Ausstellung des PETZE-Instituts für Gewaltprävention wird bis Ende Oktober in Trier zu sehen sein. Sie steht nach vorheriger Anmeldung allen interessierten Gästen kostenlos offen.
Das Projekt „Selbstvertretung – von uns für uns!“ der Lebenshilfe Trier hat in Kooperation mit Elisabeth Handicap Luxemburg und pro familia Trier die Ausstellung nach Trier geholt, um die wichtigen Themen „sexuelle Selbstbestimmung“ und „Schutz vor sexualisierter Gewalt“ für Menschen mit Behinderung bereitzustellen und in der Region bekannt zu machen. Die Ausstellung bietet umfangreiche Materialien in einfacher und leichter Sprache, um sicherzustellen, dass sie für alle Besucher zugänglich ist.
Zur Eröffnungsfeier füllte sich das Kulturspektrum am Domfreihof mit Gästen. Rebekka Auer, Leiterin des Projekts „Selbstvertretung – von uns für uns!“, dankte in ihrer Eröffnungsrede den Anwesenden für ihr Erscheinen. Es sei das erste Mal, dass die Ausstellung in der Großregion zu sehen sei, so die 40-jährige Pädagogin. „Uns ist es besonders wichtig, dass alle wissen, was ihre Rechte sind, wenn es um das Thema Sexualität geht“, sagte Auer. Sie bedankte sich auch bei ihren Kooperationspartnern für die reibungslose Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank für die unkomplizierte Bereitstellung der Räumlichkeiten ging dabei an Bürgermeisterin Elvira Garbes und die Stadt Trier.
Michael Charles, Sexualpädagoge bei pro familia, betonte, dass das „Tabuthema Sexualität besonders in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe mehr im Fokus stehen sollte.“ Als Einstieg in das Thema biete sich diese Ausstellung hervorragend an. Er lobte das Fachforum Sexualität und Behinderung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Ein Ergebnis dieser Kooperation sei es, „ECHT MEIN RECHT!“ nach Trier zu bringen.
Auch Andreas Weist, Sexualpädagoge bei Elisabeth Handicap Luxemburg, lobte die Zusammenarbeit. „Meine Kolleginnen und unsere Selbstvertreterinnen aus Luxemburg freuen sich sehr auf diese Ausstellung.“
Sexualität sei normalerweise eine private Angelegenheit, aber die Ausstellung wolle dazu beitragen, dass mehr öffentlich darüber gesprochen werde, so Elvira Garbes, Trierer Bürgermeisterin und Leiterin des Dezernats II für Soziales, Bildung, Jugend und Integration. „Sexuelle Selbstbestimmung sollte für alle selbstverständlich sein, denn Sexualität ist ein Grundbedürfnis des Menschen – egal ob mit oder ohne Behinderung. Da gibt es keinen Unterschied“, sagte sie. Ebenso sei es selbstverständlich, dass man „Nein“ sagen dürfe, wenn man etwas nicht möchte. „Alle haben ein Recht darauf, vor sexueller Gewalt geschützt zu werden.“ Leider sei es in der Gesellschaft noch keine Selbstverständlichkeit, dass dies auch für Menschen mit Beeinträchtigung gelte. „Hier liegt noch ein weiter Weg vor uns. Deshalb ist es wichtig, dass über dieses Thema gesprochen wird, Aufklärung stattfindet und Menschen in den Erfahrungsaustausch treten. Diese Ausstellung trägt zu all dem bei, und darüber freue ich mich sehr.“
Im Anschluss ergriff Dana Schmidt von der PETZE das Wort. Gemeinsam mit ihr standen zwei Selbstvertreterinnen am Mikrofon. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit unserer Ausstellung in Trier sein dürfen. Die Ausstellung möchte bunt sein, Spaß machen und soll Selbstbestimmung ermöglichen“, sagte sie. Sie ließ den Vormittag vor der Eröffnungsfeier noch einmal Revue passieren. An diesem Tag wurden inklusive Tandem-Teams, bestehend aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, geschult. Die Teams übernehmen die Führungen durch die Ausstellung. Ein Großteil der Teammitglieder besteht aus Selbstvertreterinnen der Lebenshilfe Trier und von Elisabeth Handicap Luxemburg. „Wir haben heute an vielen Themen gearbeitet, die man hier in der Ausstellung sehen kann. Wir haben über die schönen, aber auch über die negativen Seiten wie sexuelle Gewalt intensiv diskutiert. Dank der Vorarbeit meiner Kollegen aus Trier konnte ich sehen, dass es schon viel Vorwissen gab“, lobte die Pädagogin aus Norddeutschland.
Beim Thema Gewaltschutz meldete sich Selbstvertreterin Martina Faßbender zu Wort. „Wir fordern grundsätzlich mehr Verständnis für die Opfer. Allgemein wollen wir Gleichberechtigung, Wertschätzung, und es muss mehr Frauenhäuser geben“, sagte sie.
Patrick Duren, Selbstvertreter von Elisabeth Handicap Luxemburg, betonte, wie wichtig ihm Respekt sei. „Menschen mit Behinderung sollen nicht schlechter gemacht oder unterschätzt werden“, forderte er. Außerdem müsse es mehr Beratungsstellen für Menschen mit Beeinträchtigung geben.
Zum Abschluss war es dann endlich so weit: Feierlich und unter lautem Applaus wurde symbolisch das rote Band zur Eröffnung von Patrick Loppnow, Selbstvertreter und Reporter von „TACHELES – das inklusive Medien-Team“, und Vanessa Graffe, Selbstvertreterin von Elisabeth Handicap Luxemburg, durchgeschnitten.
Nach dem offiziellen Teil der Eröffnung nutzten viele Besucher die Gelegenheit, die Ausstellung näher zu erkunden. Die bunten und interaktiven Elemente der Ausstellung zogen besonders die Aufmerksamkeit auf sich. Zahlreiche Tafeln und Exponate in einfacher und leichter Sprache erklärten anschaulich die Rechte auf sexuelle Selbstbestimmung und Schutz vor Gewalt. Die inklusive Gestaltung ermöglichte es Menschen mit und ohne Behinderung, sich gleichermaßen mit den Themen auseinanderzusetzen. Besondere Begeisterung riefen die interaktiven Stationen hervor, an denen die Besucher*innen aktiv teilnehmen konnten. „Wir wollen, dass sich die Menschen mit den Themen identifizieren und sie auch in ihren eigenen Alltag übertragen können“, erklärte Rebekka Auer.
Die Ausstellung möchte das Thema sexuelle Selbstbestimmung und den Schutz vor sexualisierter Gewalt stärker in der Öffentlichkeit zu verankern. Besonders in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gibt es in diesem Bereich noch viele Herausforderungen. „Die Ausstellung ist nur der Anfang. Wir möchten langfristig Veränderungen anstoßen und hoffen, dass viele Menschen durch die Ausstellung sensibilisiert werden“, sagte Rebekka Auer zum Abschluss des Tages.
Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Anwesenden einig: Die Ausstellung „ECHT MEIN RECHT!“ leistet einen wertvollen Beitrag dazu, die Rechte von Menschen mit Behinderung zu stärken und das Thema sexuelle Selbstbestimmung in die Gesellschaft zu tragen.
Mehr Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.